Die Kreuzwegmeditationen von Papst Franziskus über das Gebet Jesu

30. März 2024

"Herr Jesus, wir schauen auf dein Kreuz und begreifen, dass du alles für uns hingegeben hast. Wir widmen dir diese Zeit. Wir wollen sie nahe bei dir verbringen, der du von Getsemani bis zum Kalvarienberg gebetet hast. Im Jahr des Gebets verbinden wir uns mit dir auf deinem Weg des Gebets." So beginnen die von Papst Franziskus verfassten Meditationen für den Kreuzweg am Karfreitag 2024 im Kolosseum. Ein Weg, der Jesus auf seinem Leidensweg begleitet und den der Heilige Vater in diesem Jahr der Vorbereitung auf das Jubiläum, in dem die Christen aufgerufen sind, die Echtheit ihrer Beziehung zum Herrn wiederzuentdecken, mit Reflexionstexten begleiten möchte, die mit dem Stil des Gebets des Herrn verbunden sind.

 

Das Gebet Jesu ist vor allem "Dialog und Intimität", schreibt der Papst. In der Schule des fleischgewordenen Gottes lernt jeder Mann und jede Frau, dem Herrn authentisch zu begegnen. In der ersten Station, bei der Verurteilung Jesu zum Tode, ist es sein "Schweigen", das von seiner innigen Beziehung zum Vater erzählt: "Dein Schweigen erschüttert mich: es lehrt mich, dass das Gebet nicht von bewegten Lippen kommt, sondern von einem Herzen, das zu hören versteht: denn beten heißt, sich deinem Wort fügen, heißt, deine Gegenwart anzubeten". Es ist also ein Gebet des reinen Vertrauens, das Gebet Christi, der, von der Last des Kreuzes erdrückt, wie sich der Papst vorstellt, in seinem Herzen wiederholt: "Vater, der du bist im Himmel".

 

Auch die Betrachtung des Gebets Marias, die hinter ihrem Sohn hergeht, bis sie ihn am Kreuz hochgehoben sieht, hilft den Gläubigen, ihren Glauben zu stärken. Das Gebet der Jungfrau, so erinnert der Heilige Vater, ist ein Gebet, das reich an "Erinnerung" ist. "Ich stelle fest, dass mein Gebet arm an Erinnerung ist: schnell, eilig, eine Liste von Bedürfnissen für heute und morgen", schreibt Papst Franziskus, "Maria, halte mein Laufen an, hilf mir, mich zu erinnern: die Gnade zu schätzen, mich an Gottes Vergebung und Wunder zu erinnern, die erste Liebe wiederzubeleben, die Wunder der Vorsehung wieder auszukosten, vor Dankbarkeit zu weinen. In ähnlicher Weise mahnt die Figur des Simon von Cyrene dazu, sich selbst als hilfsbedürftig gegenüber Gott und den anderen zu erkennen. "Es ist nicht leicht, zu vertrauen und noch weniger, sich zu verlassen. Aber wer betet, weiß, dass er in Not ist, und du, Jesus, bist es gewohnt, auf das Gebet zu vertrauen. Deshalb verschmähst du die Hilfe des Zyrenäers nicht. Du zeigst ihm deine Schwächen, einem einfachen Mann, einem Bauern, der von den Feldern zurückkehrt. Ich danke dir, denn indem du dich in deiner Not unterstützen lässt, räumst du mit dem Bild eines unverwundbaren und fernen Gottes auf. Du bist nicht unaufhaltsam in deiner Macht, sondern unbesiegbar in deiner Liebe".

 

Die Frauen, die Jesus auf dem Kalvarienberg folgen, wissen, wie man weinend betet, wissen, wie man vom Schmerz des Meisters tief bewegt wird. "Und weiß mein Gebet zu weinen? Bin ich bewegt vor dir, dem für mich Gekreuzigten, vor deiner sanften und verwundeten Liebe? Trauere ich über meine Falschheit und meine Unbeständigkeit? Ist mein Herz angesichts der Tragödien der Welt aus Eis oder schmilzt es? Wie reagiere ich auf den Wahnsinn des Krieges, auf die Gesichter der Kinder, die nicht mehr zu lächeln wissen, auf die Mütter, die sie unterernährt und hungrig sehen und keine Tränen mehr vergießen können? Du, Jesus, hast über Jerusalem geweint, du hast über die Härte unserer Herzen geweint. Schüttle mich innerlich, gib mir die Gnade, betend zu weinen und weinend zu beten".

 

Auf dem Gipfel von Golgatha, ans Kreuz genagelt und auf dem Höhepunkt der Passion, wird das Gebet Jesu zunächst zu einem Fürbittgebet, dann zu einem Schrei und zur völligen Hingabe an den Willen des Vaters. "Herr, es genügt nicht, dass du uns vergibst, du rechtfertigst uns auch vor dem Vater: Sie wissen nicht, was sie tun. Nimm unsere Verteidigung an, mach dich zu unserem Fürsprecher, tritt für uns ein", ruft der Papst in Erinnerung. Dann, vor dem Sterben, das "unerhörte Gebet": "Rufe dem Vater deine Verlassenheit zu. Du, Gott des Himmels, donnerst keine Antworten heraus, sondern fragst nach dem Warum? Auf dem Höhepunkt der Passion spürst du die Distanz zum Vater und nennst ihn nicht einmal mehr Vater, wie immer, sondern Gott, fast so, als könntest du sein Gesicht nicht mehr erkennen. Warum das? Um in den Abgrund unseres Schmerzes hinabzusteigen".

 

Die letzte Figur, die Papst Franziskus in den Mittelpunkt stellt, ist Josef von Arimathäa, den er "den Propheten des Mutes" nennt. Sein Gebet, mit dem es ihm gelingt, den Leichnam Christi von Pilatus zu erhalten, ist "hartnäckig" und "den Worten folgen Taten". "Josef, erinnere uns daran, dass das beharrliche Gebet Früchte trägt und sogar die Dunkelheit des Todes durchdringt; dass die Liebe nicht unerwidert bleibt, sondern neue Anfänge schenkt. Dein Grab, das, einmalig in der Geschichte, eine Quelle des Lebens sein wird, war neu, frisch aus dem Fels gehauen".