Jugendliche. Papst Leo in Tor Vergata: „Strebt nach den großen Dingen, nach Heiligkeit, wo immer ihr seid“
„Liebe Jugendliche, strebt nach den großen Dingen, nach Heiligkeit, wo immer ihr seid. Gebt euch nicht mit weniger zufrieden. Dann werdet ihr sehen, wie das Licht des Evangeliums Tag für Tag in euch und um euch herum wächst.“ Mit diesen Worten schloss Papst Leo die Predigt der Heiligen Messe zum Jubiläum der Jugendlichen, die er am vergangenen Sonntag, dem 3. August, in Tor Vergata vor einer Million Pilgerinnen und Pilgern aus aller Welt leitete.
Zwei Tage, die die jungen Pilgerinnen und Pilgern in Tor Vergata erlebt haben und ihnen unvergesslich bleiben werden. Am Morgen des 2. August kamen sie auf die große Ebene, breiteten ihre Decken aus, legten die schweren Rucksäcke ab und warteten voller Freude auf den Beginn eines langen Nachmittags mit Musik, Zeugnissen und Gebet. Ab 14.00 Uhr begann die Animation auf der Hauptbühne mit 20 Bands aus aller Welt. Ab 17.00 Uhr folgte die Einstimmung auf die Gebetsvigil mit Zeugnissen, Auftritten christlicher Bands und Impulsen zu den Themen Freundschaft, Mut zur Entscheidung und Spiritualität.
Um 19.20 Uhr wurde die Ankunft von Papst Leo in Tor Vergata per Hubschrauber mit einem Jubelsturm gefeiert. Danach fuhr der Heilige Vater im Papamobil durch die Menschenmenge, begleitet von den Klängen der Musik von Don Marco Frisina, interpretiert vom Chor der Diözese Rom. Papst Leo XIV. betrat in Begleitung von 200 Jugendlichen aus aller Welt die große Bühne mit dem Jubiläumskreuz. Die Vigil begann mit den Fragen von drei Jugendlichen: Wie finden wir echte Freundschaft und wahre Liebe, die uns zur wahren Hoffnung führt? Woher nehmen wir den Mut, Entscheidungen zu treffen? Wie können wir dem auferstandenen Herrn wirklich begegnen und seiner Gegenwart auch in Zeiten der Prüfung und Unsicherheit sicher sein?
Zur ersten Frage antwortete der Papst der jungen Mexikanerin Dulce Maria: „Wie der heilige Augustinus sagt: ‚Keine Freundschaft ist echt, wenn sie nicht in Christus ist.‘ Die Freundschaft in Christus ist nicht nur eine gegenseitige Hilfe, um die Zukunft zu gestalten, sie ist unser Polarstern. (…) Liebe Jugendliche, habt einander lieb – in Christus. Lernt, Jesus in den anderen zu sehen. Freundschaft kann die Welt wirklich verändern. Freundschaft ist ein Weg zum Frieden.“
Zur zweiten Frage über das Risiko von Entscheidungen antwortete er: „Der Mut zur Entscheidung kommt aus der Liebe, die Gott uns in Christus zeigt. Er hat uns mit ganzem Herzen geliebt, die Welt gerettet und uns gezeigt, dass das Geschenk des Lebens der Weg ist, unsere Person zu entfalten. Darum entspricht die Begegnung mit Jesus den tiefsten Sehnsüchten unseres Herzens, denn Jesus ist die Liebe Gottes in Menschengestalt.“
Die Antwort auf die letzte Frage von Will, 26 Jahre und aus den USA, lautete: „Wollt ihr dem auferstandenen Herrn wirklich begegnen? Hört auf sein Wort, das Evangelium des Heils! Sucht die Gerechtigkeit, erneuert eure Lebensweise, um eine menschlichere Welt aufzubauen! Dient den Armen und bezeugt das Gute, das wir uns selbst vom Nächsten wünschen! Bleibt mit Jesus in der Eucharistie verbunden. Betet die Eucharistie an, die die Quelle des ewigen Lebens ist! Lernt, arbeitet und liebt im Stil Jesu, des guten Meisters, der stets an unserer Seite geht.“
Es folgten etwa 40 Minuten stille eucharistische Anbetung vor der Monstranz, die schon von Don Bosco und dem seligen Pier Giorgio Frassati zur Anbetung genutzt wurde.
Nach der Nacht in Tor Vergata kam der Papst am Sonntagmorgen gegen 7.30 Uhr erneut zu den Pilgerinnen und Pilgern. Um 9 Uhr begann die Eucharistiefeier mit über 7.000 konzelebrierenden Priestern, 400 Bischöfen und 25 Kardinälen. „Liebe Freunde, wir sind nicht für ein Leben geschaffen, in dem alles selbstverständlich und unveränderlich ist, sondern für eine Existenz, die sich im Geschenk, in der Liebe ständig erneuert“, sagte der Heilige Vater in seiner Predigt mit Bezug auf die Lesungen des Tages, vom Buch Kohelet bis zum Lukasevangelium mit der Geschichte der Emmaus-Jünger.
„Und so streben wir unaufhörlich nach einem ‚Mehr‘, das keine geschaffene Wirklichkeit uns geben kann; wir spüren einen großen, brennenden Durst, den kein Getränk dieser Welt stillen kann. Diesem Durst sollen wir nicht mit wirkungslosem Ersatz begegnen! Hören wir vielmehr darauf! Machen wir ihn zu einem Schemel, um uns – wie Kinder – auf die Zehenspitzen zu stellen und durch das Fenster der Begegnung mit Gott zu blicken. Dort werden wir Ihm gegenüberstehen, der auf uns wartet und sanft an die Scheibe unserer Seele klopft (vgl. Offb 3,20). Und es ist schön, Ihm auch mit zwanzig Jahren das Herz weit zu öffnen, Ihn eintreten zu lassen und sich mit Ihm in die ewigen Räume der Unendlichkeit vorzuwagen.“
Am Ende der Heiligen Messe lud der Papst die Jugendlichen zur nächsten Weltjugendtag-Feier 2027 in Seoul ein: „Nach diesem Jubiläum geht die ‚Pilgerreise der Hoffnung‘ der Jugendlichen weiter, die uns bis nach Asien bringt! Ich erneuere die Einladung, die Papst Franziskus vor zwei Jahren in Lissabon ausgesprochen hat: Die Jugendlichen der ganzen Welt werden sich vom 3. bis 8. August 2027 mit dem Nachfolger Petri in Seoul, Korea, versammeln. Das Thema lautet: ‚Habt Mut: Ich habe die Welt besiegt!‘“
So machten sich die Jugendlichen nach ihrem Jubiläum auf tausend Wegen wieder auf den Weg und werden weiterhin „Pilger der Hoffnung“ sein, bis an die Grenzen der Erde.